Transsibirirsche Regeneration

Nachdem wir unser letztes "In-Room-Breakfast" zugenommen hatten, verbrachten wir die restliche Zeit bis zur Abfahrt des Zuges in der Hotellobby mit dem ein oder anderen Nickerchen. Gegen 12.45 wurden wir von unserem Rallyetaxi in Form eines turbogetriebenen, vollverspoilerten Höllengefährts aufgelesen, um den Weg zur Transsib anzutreten. Jens zündete zum Abschluss noch einen verspäteten Silvesterknaller, leider jedoch etwas zu früh, noch innerhalb seines Rucksacks. Hierzulande bestehen die Böller aus Melnik-Bierflaschen, welche hervorragende Symbiosen mit Funktionsunterwäsche und Handtüchern eingehen. Mit der Unterstützung des Portiers ließen sich zumindest grobe Spuren beseitigen, sodass außer ein paar Splittern und etwas Biergeruch nichts zurückblieb.
Am Bahnhof wurden wir standesgemäß von unserer Managerin verabschiedet. Als kleines Abschiedsgeschenk bekam jeder seine maßgeschneiderte Madrushka überreicht. Etwas wehleidig brachte sie uns zum Zug und wünschte uns eine gute Reise.

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Pünktlich um 13.53 verließ der Zug 095H den Bahnhof Omsk in Richtung Moskau. Vor uns standen 42h Aufenthalt in einer bis 30 Grad warmen, ungelüfteten, drei Quadratmeter großen Klimakammer, in Begleitung des ein oderen stillen, russischen Mitreisenden. Wir verbrachten die Zeit bis zum Abendbrot mit aus-dem-Fenster-schauen, philosophieren und Tee trinken, stets in Begleitung wehleidiger Gefühlsmomente. Die Temperaturen im Abteil regten unsere Experimentierfreudigkeit zur Kühlung der Lebensmittel an, sodass wir eine der Einkaufstüten zum Hängekühlschrank an der vereisten Fensterscheibe mit Haltegardinenleiste umfunktionierten.

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Nach dem Abendbrot gegen 18.30 Uhr wurden wir relativ schnell müde und schliefen in unserer Koje, untermalt vom monotonen Rattern des Zuges dementsprechend fix ein. Somit verpassten wir unseren Nachtaufenthalt in Yekaterinburg und die Überquerung des Urals, was uns in Anbetracht der Uhrzeit bei Aufbleiben sicher dennoch keine guten Fotos oder Ausblicke gewährt hätte. Nach gefühlten 100 Stunden Schlaf, überraschend bequem, wachten wir schweißgebadet püntklich zum Mittagessen auf und gönnten uns eine wohlschmeckende Spezialität in runder Feinkostverpackung der Firma Doshirak, in Fachkreisen 4-Minuten-Terrine genannt, wahlweise in den Geschmacksrichtungen Huhn und Rind, bzw. nach unserem Empfinden Nudeln scharf oder unscharf. Fleischliche Beilagen traten in seltenen Fällen in Form von Emulgaten E45 und E72 auf. Dennoch sehr lecker.
Nach dem Mittagessen widmeten wir uns wieder dem intensiven Nichtstun und der Schweißproduktion. Gen Osten wurde die Landschaft malerischer und die Temperaturen wärmer.

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Gegen 17.00 Uhr erreichten wir Kasan für etwa 30min Aufenthalt. Wir nutzten die Zeit für einen kurzen Ausstieg zum Luftschnappen und Wodka-im-Schnee-Kühlen, wo wir an der Tür von russischen Einheimischen mit tonnenweise Fisch und anderen Köstlichkeiten empfangen wurden.

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Leider mussten wir beim Versuch der Vodka-Kühlung ernüchternd feststellen, dass die Kühlleistung des örtlichen Gleises in keinster Relation zu unserem Omsker Hotelfensterbrett stand, sodass wir uns nach dem Wiedereinstieg in den Zug mit etwa 15 Grad warmen Altai-Vodka zufrieden geben mussten. Dementsprechend sahen auch die Gesichtszüge beim Verzehr aus. Nachdem der Vodka alle und die Augen schwer wurden, nahmen wir ein letztes Mal unsere Schlafpositionen ein, wohlwissend, dass wir gegen 5 Uhr in Moskau ankommen werden.

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Vom Wecker gegen 5 aus dem Schlaf gerissen, packten wir unsere Taschen, räumten das Abteil und erreichten Moskau um 5.35 Uhr.
Auf zur Stadtführung im Morgengrauen!!

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